Solothurner Tagblatt - SO-Region Solothurn (Mittwoch, 20. März 2002) - Reformierte Kirche

Im Zeichen des Abschieds

Ende Jahr wird der evangelisch-reformierte Synodalverband aufgelöst. Nach 91 Jahren vielfältigen Wirkens.

Das Nein des oberen Kantonsteils zu einer gemeinsamen Kantonalkirche im Juni letzten Jahres war der Anfang vom Ende für den Verband der evangelisch-reformierten Synoden im Kanton Solothurn. Ende Jahr wird der Verband, der seit 1911 tätig gewesen war, aufgelöst.
Verbandspräsident Samuel Feldges sprach an der vorgestrigen Versammlung in Balsthal von einem Wechselbad der Gefühle, das er im vergangenen Jahr durchlebt habe. Nach neunjähriger Tätigkeit als Präsident gibt er das Amt per Ende März ab - und mit ihm gleich alle anderen kirchlichen Chargen. Er tuts mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wird er doch die guten Kontakte vermissen, «das Vertrauensverhältnis», das über all die Jahre aufgebaut worden sei.
Da ist aber auch die Enttäuschung Kantonalkirche, die der 60-Jährige so rasch nicht vergessen wird. Feldges spricht nicht den Urnengang an sich an - «das war ein demokratischer, sondern das seinerzeitige Verhalten des Berner Synodalrats. «Er sicherte uns erst Unterstützung zu - und liess uns dann fallen. Das war für mich die grösste Enttäuschung in meiner Amtszeit.» Seine Nachfolge bis zur Auflösung des Verbandes Ende Jahr übernimmt Erich Huber, Synodalratspräsident der Kirche im Kanton Solothurn.


Kein Umweg über Bern
Huber war seinerzeit ebenfalls ein Befürworter einer gemeinsamen Kirche. An der Verbandsversammlung ging er auf die Sicht der Dinge im unteren Kantonsteil und im Schwarzbubenland ein. Die Niederlage sei schmerzlich gewesen, sagte Huber. Doch nun sei sie überwunden. Zwar werde man weiterhin mit zwei Kirchen im Kanton leben müssen, doch gelte es nun, das Beste aus dieser Situation zu machen. Huber machte klar, dass die Kirche im unteren Kantonsteil ganz bewusst mit den beiden Basel und dem Aargau eng zusammenarbeite und sie ihre Priorität in der Nordwestschweiz sehe. «Wir wünschen uns aber trotzdem eine starke Bezirkssynode Solothurn als Partner. Denn wir wollen nicht immer den Umweg über Bern machen», stellt er klar.
Der neue Präsident besagter Bezirkssynode, Robert Fürst aus Messen, will mit bilateralen Übereinkommen gewisse Aufgaben auch künftig gemeinsam lösen. Etwa beim Religionsunterricht an der Volksschule, wo mit viel Erfolg ein kantonal verbindlicher Lehrplan eingesetzt worden sei.


Ein Zweckverband
Der Verband der beiden Synoden ist Anlaufstelle für die verschiedensten Aufgaben wie etwa Pfarrerpensionskasse, Ausländerdienst, reformierte Kinderheime oder die Gefangenen- und Psychiatrieseelsorge geworden. Nun müssen die Verbandsaufgaben neu geregelt und ausgehandelt werden. Eine mögliche neue Form sei der Zweckverband.
Dieter Altenburger, Leiter Abteilung Kirchenwesen im Departement für Bildung und Kultur, nahm an der Versammlung mit Genugtuung zur Kenntnis, dass der Verbandsrat seine Aufgaben bis Ende Jahr wahrnehmen will. Er betonte bei dieser Gelegenheit ebenfalls die Wichtigkeit einer zweckmässigen kantonalen Nachfolgeorganisation. st

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