© Solothurner Zeitung / NMZ; 2001-05-03; Seite 12a - Kanton SO
Ökumene wird auch in der Ausbildung nebenamtlicher Katechetinnen und Katecheten gepflegt
Der Verband der Evangelischreformierten Synoden des Kantons Solothurn beschreitet in seinem jüngsten Kurs für angehende Katechetinnen und Katechten neue Wege: das zweite Ausbildungsjahr wird gemeinsam mit der katholischen Kirche durchgeführt.
Gundi Klemm
Katechetinnen und Katecheten begleiten Kinder und Jugendliche
mit einem altersgerechten Religionsunterricht durch die Schulzeit.
Der Bedarf mit entsprechender Ausbildung sei gross, betont Ruedi
Scheiwiller, Unterrichtsbeauftragter im Verband der Evangelisch-reformierten
Synoden des Kantons Solothurn. Aus eigener Erfahrung weiss er,
dass gerade dieses Fach Heranwachsenden in ihrer persönlichen
Entwicklung wichtige Wege aufzeigt. «Wer Freude daran hat, mit
Kindern unterwegs zu sein und ihnen bei der Suche nach
Glaubensbildern und Lebenssinn zu helfen, wird in der
Katechetenaufgabe Erfüllung finden». Heute genüge es nicht
mehr, bloss biblische Geschichten zu erzählen, berichtet der
Fachmann. Kinder wollten erleben, dass es sich nicht um eine
vergangene mystische Welt, sondern um Beispiele für ihre eigene
Lebenswelt handelt. Religionsunterricht bedinge auch stets, dass
die gesellschaftliche Situation laufend mit einbezogen werde.
Der dreijährige Ausbildungsgang trägt diesen Ansprüchen
Rechnung. An rund 27 Kurstagen werden im ersten Jahr die
Grundlagen in Theologie, Psychologie und Pädagogik gelegt.
Gearbeitet wird an Persönlichkeitsbildung, an Kommunikation und
der Gestaltung von Gruppenprozessen. Die Pädagogik vermittelt
Unterrichtsentwürfe, formt mit Konzepten über Lehren und Lernen
das allgemeine Bildungsverständnis. Die theologischen Fragen
reichen von der Bibel- über die Gottesfrage bis zu den
Jesusbildern. Juden- und Christentum werden ebenso ausgeleuchtet
wie das Frauenbild in der Bibel.
Ökumenische Zusammenarbeit
Dieses neue Ausbildungskonzept setzt punkto Ökumene ein
besonderes Zeichen. Denn das zweite Ausbildungsjahr wird
gemeinsam mit künftigen Katechetinnen und Katecheten aus der
katholischen Kirche durchgeführt. Im Zentrum dieser etwa 30
Kurstage stehen die fachdidaktischen Grundlagen als wichtiges Rüstzeug
für eigenverantwortliches Unterrichten. Eine ökumenische
Zusammenarbeit in einem derartigen Ausmass sei in der
schweizerischen Kirchenlandschaft bisher einmalig, unterstreicht
Scheiwiller. «Wir Katecheten sind in der Schule doch gemeinsam
unterwegs, um Heranwachsenden bei der Suche nach einem
sinnstiftenden Lebensschatz behilflich zu sein.» Kinder spürten
sehr früh, dass es mehr gebe als nur «in Familie und Schule zu
funktionieren». «Elementare Fragen verlangen nach Klärung und
wollen gründlich reflektiert werden. Dies ist die eigentliche
Aufgabe des Religionsunterrichtes.»
Scheiwiller stehen in Roman Wermuth (katholische Arbeitsstelle)
sowie in Daniel Bots und Andreas Studer ausgewiesene Kursleiter für
ihre Fachgebiete zur Seite. Der Religionsunterricht der Schul-Oberstufen
wird übrigens in verschiedenen Regionen bereits jetzt auf ökumenischer
Basis durchgeführt.
Eigenständiger Lehrplan
Die evangelisch-reformierten Synoden im Kanton Solothurn
haben sich für diesen drei Jahre dauernden, nebenberuflichen
Ausbildungsweg entschieden, um allen Beteiligten genügend Zeit für
die eigene Weiterentwicklung einzuräumen. Dem Schulunterricht in
Religion liegt ein Lehrplan zu Grunde, der interkantonal in St.
Gallen ausgearbeitet wurde. Sein Themenaufbau kann durch die
ganze Schulzeit begleiten. Deshalb widmet sich das dritte
Kursjahr in rund 18 Pflichttagen mit vorbereitender Planung und
Lektionen dem Unterrichtsgeschehen und der Arbeit mit den Kindern
selbst. Modulartig werden zusätzliche Bildungsbausteine
behandelt, zu denen nicht zuletzt auch eine Diplomarbeit gehört.
Kontakt: Ruedi Scheiwiller Tel. 032 682 38 48 oder
ruedischeiwiller@bluewin.ch
Ruedi Scheiwiller will dazu beitragen, dass den Kirchgemeinden
auch weiterhin gut ausgebildete Katechetinnen und Katecheten zur
Verfügung stehen.