Reformierte Nachrichten
11. Juni 2001 / 16:41:43
(ausführliche Fassung) Das Abstimmungsresultat ist eindeutig:
Der Vorschlag einer gemeinsamen Kantonalkirche wurde im Verhältnis
40 zu 60 abgelehnt.
RNA/comm.
Die Stimmbeteiligung lag in beiden Kantonsteilen knapp unter 30
Prozent, obwohl die Abstimmungsvorlage im oberen Kantonsteil
umstritten war, während die Diskussion im unteren Kantonsteil
kaum Wellen schlug.
Dort ist die Vorlage von 84 Prozent der Stimmberechtigten
angenommen worden. Die Resultate im oberen Kantonsteil zeigen,
dass die Vorlage nur in den zwei an den Kanton Bern angrenzenden
Kirchgemeinden Messen (95 Prozent Nein) und Oberwil (88 Prozent
Nein) wuchtig abgelehnt wurde.
Die Kirchgemeinden Derendingen und Grenchen-Bettlach haben der
Vorlage zugestimmt. In den übrigen vier Kirchgemeinden lag der
Anteil der Nein-Stimmen teilweise nur knapp über 50 Prozent.
Das knappe Ergebnis in der Kirchgemeinde Stadt Solothurn hat laut
einer Presseerklärung der Solothurner Kirche überrascht, habe
doch gerade in dieser Gemeinde der Kirchgemeinderat und
kirchliche Mitarbeitende im Abstimmungskampf ihre Ablehnung der
Vorlage deutlich kommuniziert.
In ersten Stellungnahmen haben die drei Präsidenten Max Misteli
(Bezirkssynode Solothurn), Samuel Feldges (Verband der evang.-reform.
Synoden) und Erich Huber (Synodalrat Kirche im Kanton) das
Scheitern der Einigung des Kantons bedauert. Ein Graben habe sich
zwischen unterem und oberem Kantonsteil aufgetan.
Zum negativen Ausgang hätten vermutlich zwei Hauptgründe
beigetragen: Die Finanzfrage sei in den Mittelpunkt der
Diskussion gerückt, so die Präsidenten. «Dabei wurde die
Notwendigkeit einer einheitlichen Organisation für die
reformierte Bevölkerung des Kantons in den Hintergrund gedrängt.»
«Zum anderen scheinen die emotionalen Bindungen zur Berner
Kirche offenbar stärker zu sein als die Solidarität mit dem
Rest des Kantons Solothurn», so die Presseerklärung.
Es werde nun vor allem Sache der Verantwortlichen der «Kirche im
Kanton» sein zu entscheiden, wie es weitergehen solle. Eine
Entflechtung von Aufgaben und Finanzen werde wohl die Folge sein.
Der Verbandsrat wird heute Montag, den 11. Juni, zusammenkommen,
um die Situation zu analysieren und das weitere Vorgehen zu
besprechen.