Reformierte Nachrichten
9. Mai 2001
Die Meinungsbildung um die Frage der Solothurner Kantonalkirche werde massiv behindert, haben Bezirkssynodale in einer Presseerklärung vom 9. Mai erklärt.
RNA/comm.
Die Bezirkssynode Solothurn sei vom Ausgang der Abstimmung direkt
betroffen. Sie würde bei einem allfälligen Übertritt vom
Synodalverband Bern-Jura zur Solothurner Kantonalkirche aufge-löst,
so die Bezirkssynodalen.
Der Präsident der Bezirkssynode Max Misteli sei ein engagierter
Verfechter der Kantonalkirche, seine Ansicht innerhalb der
Bezirkssynode aber umstritten: Eine Mehrheit der Bezirkssynodalen
lehne die neue Kantonalkirche aus Sorge um deren Finanzierbarkeit
und wegen des drohenden Abbaus von Leistungen ab.
Im März verlangten vier Kirchgemeindepräsidenten aus dem oberen
Kantonsteil die Einberufung einer ausserordentlichen
Bezirkssynode zum Thema Kantonalkirche. Der Antrag wurde vom Präsidenten
abgelehnt, da «die Einberufung beziehungsweise die
Antragsstellung dazu durch Kirchgemeindepräsidenten im Reglement
nicht vorgesehen» sei und die Bezirkssynode nur Beschlüsse über
Anträge des Vorstandes fassen könne.
Misteli betonte gegenüber der RNA, er habe das Problem beim zuständigen
Amt für Gemeinden und soziale Sicherheit abgeklärt sowie eine
unabhängige Juristin kontaktiert. «Hingegen wurde bei der
Vorbereitung der Volksabtimmung verlangt, dass alle
Kirchgemeinden vor der Urnenabstimmung sachliche
Orientierungsversammlungen durchzuführen haben.» Dies sei
geschehen.
In der Folge reichten zehn der 18 Bezirkssynodalen beim Präsidenten
das Begehren um eine ausserordentliche Bezirkssynode ein, um die
Vorlage und das «Wie weiter» nach dem 10. Juni offen zu
diskutieren. Ein Schreiben des Berner Synodalrats, der zuständigen
kirchlichen Oberaufsicht für den oberen Kantonsteil, habe
Misteli empfohlen, mit Rücksicht auf die demokratische
Meinungsbildung auf das Begehren einzutreten.
Beide Schreiben seien ohne Erfolg und während mehrerer Wochen
unbeantwortet geblieben. Als Folge davon könne die nächste
Versammlung der Bezirkssynode erst nach der Abstimmung am 19.
Juni stattfinden, so die Erklärung.
Die Absicht des Präsidenten sei offensichtlich, eine ablehnende
Stellungnahme der Bezirkssynode zur Kantonalkirche um jeden Preis
zu verhindern, heisst es in der Presseerklärung. Angesichts der
grossen Bedeutung, welche die Vorlage für die Zukunft der
Reformierten im Kanton Solothurn habe, werfe dies auf das
demokratische Verständnis einzelner Befürworter der
Kantonalkirche ein schiefes Licht.
Den Antrag auf die Durchführung einer Sondersynode haben
folgende Bezirksynodale unterzeichnet: Lorenz Baumer (Solothurn),
Werner Bleuer (Biezwil), Gunnar Paulsson (Zuchwil), Rudolf
Pfister (Solothurn), Ernst Rüegg (Derendingen), Daniel
Schifferle (Solothurn), Hannes Studer (Lohn-Ammansegg), Peter
Thomet (Messen), Evelyne Thomet (Messen), Vreni Zürcher (Kriegstetten).
Die reformierten Kirchgemeinden im Kanton Solothurn sind heute in
zwei Organisationen aufgeteilt: Die 14 Kirchgemeinden im unteren
Kantonsteil bilden mit rund 35'000 Mitgliedern die «Evangelisch-reformierte
Kirche im Kanton Solothurn». Die 45 000 Reformierten aus den 8
Kirchgemeinden im oberen Teil des Kantons sind in der «Bezirkssynode
Solothurn» zusam-mengeschlossen und gehören dem Synodalverband
der Reformierten Kirchen Bern-Jura an.