An der Kirchgemeindeversammlung vom 30.
November 2000 hielt Herr Peter Lätt einen interessanten Vortrag
über die langjährigen Beziehungen unseres Bucheggberges zu Bern.
Seine Ausführungen machten deutlich, dass es nicht so einfach
sein wird, die Bucheggberger Kirchgemeinden von der Berner
Landeskirche loszureissen.
Vor diesem Vortrag informierte Max Misteli, Aetingen, und Pfr. Dr.
Hans Stricker (Bellach) über die sich formierende Solothurner
Landeskirche. Die Abstimmung über die neue Kirchenverfassung
wird im Jahre 2001 stattfinden, wobei noch nicht klar ist, ob
dies der 10. Juni oder ein Datum im Herbst sein wird. Im Hinblick
auf diese Abstimmung wurde die Kirchgemeindeversammlung über
wichtige Hintergründe informiert. Max Misteli spürte die
Situation in unserer Kirchgemeinde wahrscheinlich richtig, als er
sagte, er würde es bereits als einen Erfolg erachten, wenn er
durch seine Ausführungen wenigstens eine zusätzliche Ja-Stimme
aus unserer Kirchgemeinde gewinnen könnte.
Im Artikel der Solothurner Zeitung zu unserer
Informationsveranstaltung vom 30. November wurde suggeriert, dass
alle verantwortungsvollen Solothurner ein Ja für die neue
Verfassung in die Urne legen sollten.
Demgegenüber halten wir fest: erstens hat dies niemand gesagt
anlässlich der erwähnten Veranstaltung. Und zweitens wollen wir
bei der Berner Landeskirche bleiben, erachten dies als unser
gutes Recht und lassen uns nicht ein schlechtes Gewissen für
unsere Einstellung einreden. Unseres Erachtens gibt es auch
andere Wege, um die nicht mehr zeitgemässen, weil viel zu
komplizierten Strukturen des Solothurner Protestantismus zu überwinden.
Dies hat seinerzeit Peter Thomet, unser Kirchgemeindepräsident,
in der Abstimmungszeitung zur Konsultativabstimmung und im Sämann
aufgezeigt. Darin wird deutlich, dass es ebenso gut möglich wäre,
die unteren Solothurner Gemeinden gemäss ihrem natürlichen
Willen in eine andere Landeskirche ziehen zu lassen. Dies würde
die gute Voraussetzung schaffen, eine schlanke Solothurner
Struktur zu schaffen, um die gemeinsamen Aufgaben (Ansprechpartner
gegenüber Solothurner Regierung, Religionsunterricht u.ä.)
wahrzunehmen und doch zu einer entsprechenden benachbarten
Landeskirche nach Wahl zu gehören.
Im weiteren hat der Kirchgemeinderat an seiner Dezembersitzung
entschieden, einem allenfalls sich bildenden gegnerischen Komitee
nicht beizutreten. Wir sehen es für uns selber zwar anders,
achten aber die Wünsche vieler Glaubensbrüder und -schwestern,
eine eigene Solothurner Landeskirche schaffen zu wollen. Gegen
dieses Anliegen kämpfen wir nicht, wir müssen und wollen ja
nach der Abstimmung weiterhin gut zusammenarbeiten. Wir sind
zufrieden, wenn wir unseren eigenen Weg (Verbleib in der Berner
Landeskirche!) gehen können.
Kirchgemeinderat, Pfarramt und Evelyne Thomet, Synodale
Die Kirchgemeinde Messen steht der Bewegung Solothurner-Kirche
unter einem Dach skeptisch und ablehnend gegenüber. Diese
Haltung liegt zum Teil in unserer Struktur als Grenzgemeinde begründet.
Die Kirchgemeinde besteht aus neun Einwohnergemeinden. Vier davon
Liegen im Kanton Bern. Wir sind seit dem sechzehnten Jahrhundert
zusammen und wollen es weiterhin bleiben. Wenn wir uns in dieser
Frage engagieren, ob dafür oder dagegen, ergibt sich für uns
eine Zerreissprobe. Deshalb begrüssen wir die laufende Bewegung
nicht. Wir sind zum Schluss gekommen, die Abstimmungen ohne
grosses Aufhebens über uns ergehen zu lassen und dann später
unseren Weg in einem Pastorationsvertrag neu auszuhandeln.
Neben diesem Messen-spezifischen Standpunkt, möchten wir die
Gelegenheit benutzen, einige kritische Fragen zu der Idee einer
Solothurner Kirche aufzuwerfen. Gibt es wirklich genügend gute
Gründe, gerade in der heutigen Zeit, wo man über EU-Integration
oder neue grössere Kantone wie Espace Mittelland spricht, ein
solches Unterfangen in Angriff zu nehmen? Warum soll nicht der nördliche
Kantonsteil mit beiden Basel und die Region Olten mit dem Aargau
zusammenarbeiten? Die historisch gewachsenen Bistümer der
katholischen Kirche sind ja auch nicht an die Kantonsgrenzen
gebunden. Zudem ist die protestantische Kirche anders
strukturiert und basiert zur Hauptsache auf einer grossen
Gemeindeautonmie.
Von den Befürworter wird argumentiert: Durch das Kirchendach
soll verhindert werden, dass es zu einer weiteren Aufteilung des
Solothurner Protestantismus kommt. Wir fragen: Was ist der
Solothurner Protestantismus? Gibt es Inhalte in dieser Worthülse,
oder müssen diese erst er-schaffen werden? Hingegen blicken wir
im Bucheggberg auf eine reiche Kirchengeschichte zu-rück, die
von den Ständen Bern und Solothurn zum Wohle des Kirchenvolkes
gestaltet wurde.
Diese Geschichte hat die Identität der Bucheggberger geprägt.
Warum etwas ändern, was ge-wachsen ist und sich bewährt hat?
Dieser Ansicht wird entgegengehalten, dass ein Kirchendach nötig
sei, um den Zusammenhalt der Regionen im Willenskanton Solothurn
aufrechtzuerhalten. Sonst drohe der Kanton auseinanderzubrechen.
Dieses Argument kann man nach unserer Meinung nur akzeptieren,
wenn die Solothurner Regierung ein entsprechendes Signal setzen würde.
Doch scheint sich diese konsequent neutral verhalten zu wollen
und die Bewegung nicht zu unterstützen.
Die Idee einer Solothurner Kirche stand schon mal auf dem Prüfstand,
wurde aber 1984 vom Kirchenvolk im oberen Kantonsteil klar
abgelehnt. Der Versuch scheiterte unter anderem, weil die
Kirchgemeinden eine finanzielle Schlechterstellung befürchteten.
Heute wird das Gegenteil behauptet. Was ist nun richtig? Wir
erwarten, dass man eine sehr gründliche Analyse der Kosten und
Leistungen der allfälligen Solothurner Kantonalkirche machen
wird. Die Fachleute sind sich einig, dass die zu bildende
Solothurner Kirche alleine nicht überlebensfähig ist und dass
später in einem zweiten Schritt Anschlussverhandlungen an eine
grosse Landeskirche geführt werden. Es ist anzunehmen, dass
dieses Zusammengehen und Profitieren von Dienstleistungen nicht
gratis sein wird. Diese Abgaben, die wir heute noch nicht kennen,
sind jedoch realistisch einzuschätzen und in der Beurteilung
mitzuberücksichtigen.
Insgesamt sehen wir für unsere Kirchgemeinde zu wenig Argumente
für und zu viele gegen ein Solothurner Kirchendach. Wir werden
aber nicht aktiv dagegen kämpfen, sondern bringen unsere
Bedenken auf Anfrage hin in diesem Artikel zum Ausdruck. Wir
respektieren das grosse Engagement, mit welchem sich viele Persönlichkeiten
in der Kirchenführung zum Gelingen des Projektes einsetzen.
Peter Thomet,
Präsident Kirchgemeinde Messen
publiziert unter http://www.kirchgemeinde-messen.ch/seiten/news/news.php#a0