Nummer 5, Mai 01
Abstimmung
Die Entscheidung über die reformierte Kantonalkirche
Solothurn fällt. Die Abstimmungsbotschaft kommt.
Von Feuer im Kirchendach und vom Messer wetzen zwischen Gegnern
und Befürwortern der Kantonalkirche schreibt gegenwärtig die
Presse. Diese Sprache gefällt mir nicht. Ich bevorzuge Bilder
aus der Welt des Sports. Also, es wird kein Unentschieden geben.
Hoffentlich nur Gewinner. Ich hoffe, dass die Befürworter
diesmal gewinnen und damit ganz Solothurn. Bei einer
Abstimmungsniederlage verlieren letztlich alle. Die Solothurner
Kirchgemeinden vor allem, weil ihre Einheit verloren gegangen ist.
Die 80'000 Reformierten hätten dann keine Stimme. Das ist auch
eine staatspolitische Weichenstellung.
Es stellte sich ausserdem die Frage, wer die übergemeindlichen
Aufgaben verantworten und finanzieren soll. Die Mehrheit der
Messener und Oberwiler tun sich schwer mit dem Gedanken, nicht zu
Bem zu gehören. Dazu kommen noch die Kirchgemeinderäte in
Solothum und Biberist und etliche Pfarrer. Doch wegen der beiden
Gemeinden Messen und Oberwil sollte nicht das ganze kantonale
Projekt zu Fall kommen. Der Kirchgemeinderat Solothurn hat mit
seiner Kehrtwendung um 180 Grad sehr enttäuscht. Seit das Präsidium
von Bruno Hofer auf Rudolf Pfister übergegangen ist, wurde aus
einem Verfechter ein Bremser, und das, obwohl die
Konsultativabstimmung 1999 in Solothum mit etwa 62 Prozent der
Stimmen für die Kantonalkirche ausgegangen ist. Etliche Pfarrer
im oberen Kantonsteil haben Angst, dass sie ihre Bindung zu Bern
verlieren. Ihnen ist entgegen zu halten, dass sie in Solothurn
leben, arbeiten und auch ihr Geld verdienen. Darum sollten sie
ihre Verantwortung zuerst für Solothurn wahrnehmen.
Seit der ersten Abstimmung von 1984 ist sehr viel passiert.
Wahrscheinlich braucht es gut eidgenössisch jetzt eine zweite
Abstimmung, um eine an sich gute Sache zum Erfolg zu führen. Es
hat sich in den vergangenen siebzehn Jahren viel Gemeinsames
unter den Reformierten in Solothurn entwickelt. Das steht auch
auf dem Spiel. In diesen Tagen erhält jeder reformierte Haushalt
die informative und aufklärende Abstimmungsbotschaft, die in
Zusammenarbeit von Kirchenvertretern aus Solothurn und Bern
entstanden ist. Sie begreift die Geschichte als Sprungbrett in
die Zukunft und nicht als Sofa.
Erich Huber, Synodalratspräsident