BZ-Region Emme (Montag, 11. Juni 2001)
Messen
Der Kirchkreis Messen will weiterhin zu Bern
gehören
97 Prozent der Stimmenden in der Kirchgemeinde Messen waren
gegen den Wechsel von der bernischen Kirche nach Solothurn. Auch
alle anderen Kirchkreise im oberen Kantonsteil verwarfen die
Vorlage.
Mischa Aebi
So klar wie am Wochenende in der Kirchgemeinde Messen fallen
Abstimmungsresultate selten aus: 97 Prozent aller Stimmenden
sprachen sich gegen einen Wechsel von der Berner Kirche zu einer
neu zu schaffenden «evangelisch reformierten Solothurner Kirche»
aus. Die Stimmbeteiligung im Kreis Messen lag bei 45 Prozent. Der
Kirchkreis Messen besteht aus solothurnischen und bernischen Dörfern.
Nichtsdestotrotz ist das Resultat einheitlich: Kein einziges
Dorf, ob auf bernischer oder solothurnischer Seite war für die
neue Solothurner Kirche.
Mülchi wäre abgesprungen
«Wir sind eben solidarisch, wir wollen zusammengehören»,
interpretiert Peter Thomet, Kirchkreispräsident von Messen, das
klare Abstimmungsresultat. «Wir gehören seit über 450 Jahren
zur Berner Kirche», hatte Anna-Maria Guggisberg, Schreiberin der
Kirchgemeinde Messen, im Vorfeld betont. Ein Wechsel sei deshalb
undenkbar, hatte sie prophezeit. Eine ziemlich deutliche Sprache
hat auch Gertrud Aeberhard, Vizepräsidentin der Kirchgemeinde
Messen, gesprochen. Sie wohnt in Mülchi: «Was sollen wir als
Berner Gemeinde bei der Solothurner Kirche?» hatte sie gefragt.
Mülchi wäre laut Aeberhard wahrscheinlich von der Kirchgemeinde
Messen abgesprungen, falls diese sich für Solothurn entschieden
hätte. Man hätte in Mülchi einen eigenen Weg eingeschlagen,
erklärte sie.
Etzelkofen zu 100 Prozent
Bei den Gemeinden wie Mülchi, die sich bereits im Vorfeld
besonders stark gegen einen Wechsel gewehrt hatten, war das
Abstimmungsresultat denn auch noch deutlicher ausgefallen als das
Gesamtresultat. Es sind die bernischen Dörfer Etzelkofen, Mülchi,
Ruppoldsried und Scheuen. Etzelkofen verwarf die Vorlage gar mit
54 zu null Stimmen. In Mülchi stimmten zwei von 72 für den
Beitritt zur solothurnischen Kirche.
Alle lehnten ab
Weil die einzelnen Kirchkreise autonom entscheiden können, wäre
Messen nicht auf das Resultat der anderen Kirchkreise angewiesen
gewesen. Doch auch die anderen sieben betroffenen Kirchkreise
lehnten den Beitritt ab. Den grössten Ja-Anteil hatte der
Kirchkreis Solothurn. Hier wurde die Vorlage mit relativ knappem
Stimmenverhältnis von 984 Ja- zu 1085 Neinstimmen abgelehnt.
Unterer Teil bleibt allein
Die neu gegründete «evangelisch-reformierte Kirche des
Kantons Solothurn» hätte den oberen und den unteren Teil des
Kantons Solothurn unter einem Dach vereinigen sollen. Weil alle
Kirchgemeinden aus dem oberen Teil des Kantons abgelehnt hatten,
kommt das Dach nun nicht zu Stande.
Die 14 reformierten Kirchgemeinden aus dem unteren Teil des
Kantons Solothurn werden weiterhin im Alleingang die reformierte
Kirche des Kanton Solothurn bilden.
Erschienen in BZ am 11-Juni-2001